Die Schlehe – 5 Fakten über die Superfrucht

Fast vergessen scheint das uralte Wissen über die Schlehe, die schon seit der Steinzeit als Superfrucht bekannt ist. Dabei wurden dem Schlehdorn als Pflanze wie auch seinen Früchten, den Schlehen-Beeren, seit Beginn der Überlieferungen immer schon besondere Eigenschaften zugesprochen. Wir haben die 5 spannendsten Informationen über die Schlehe hier zusammengefasst.

 

1. Die Schlehe funktioniert super als Hecke.

Die Schlehe, die lateinisch Prunus spinosa, deutsch eher Schlehdorn oder auch Schwarzdorn genannt wird, ist eine erstklassige Heckenpflanze. Mit ihren langen Dornen an den dünnen, buschig wachsenden schwarzen Ästen bietet sie nicht nur vielen Tieren einen geschützten Lebensraum, sondern kann auch Haus und Hof vor Gefahren bewahren.

Früher wurden Weiden und Häuser gerne mit Schlehdorn umzäunt, um das Vieh vor wilden Tieren zu beschützen. Den dichten und dornigen Sträuchern wurde sogar nachgesagt, Hexen am Eindringen zu hindern und Blitze vom Hof abzuhalten. Ein Wanderstock aus Schwarzdorn-Geäst schützte den Wanderer im dunklen Walde vor jeglichen bösen Geistern. Auch heute noch sieht man das buschige Gestrüpp noch in vielen natürlichen und wilden Hecken, aber auch in so manchem modernen Wohngebiet mischt sie sich unter Liguster, Thuja oder Eibe.

 

2. Die Schlehe ist unschuldig.

Sie blüht im Frühjahr als eine der allerersten Baumsorten meist schon ab Ende März oder Anfang April – und zwar mit blütenreinen Büten in blütenweißer Farbe. Dass ihr Blütenkleid so hell und rein erstrahlt, hat auch einen Grund: Wegen ihrer oben beschriebenen langen Dornen ging in der Tier- und Pflanzenwelt das Gerücht um, die Zweige der Schlehe seien das Material gewesen, aus dem man die Dornenkrone Jesu Christi gemacht habe.

Vor allem der benachbarte Kreuzdorn – namentlich selbst nicht ganz frei von Verdacht mit der Passion Christi in Verbindung zu stehen – erhob den Vorwurf, die Schlehe habe ihre Dornen eigens zum Leidwesen des Erlösers bereitgestellt. Um sie von den Anschuldigungen freizusprechen schickte Gott ihr prompt die Blüten in der Farbe der Unschuld. Und die anderen Pflanzen sahen, dass die Schlehe gut war und sie mit ihrem Verdacht falsch lagen.

 

3. Die Schlehe muss frieren, um gut zu schmecken.

Die Früchte der Schlehe, die aussehen wie Miniatur-Pflaumen, sind erst nach dem ersten Frost genießbar. Alternativ kann man sie auch schon vorher ernten und in der Tiefkühltruhe einfrieren. Die Frosteinwirkung ist unerlässlich für den puren Genuss und die Weiterverarbeitung in Schlehensaft, Schlehengeist und Schlehenbrand, Schlehengelee oder -Marmelade sowie schmackhafte Schlehen-Liköre wie zum Beispiel Sloe Gin. Denn erst durch die Kälte werden Gerbstoffe abgebaut, was den Geschmack abmildert.

Vorher schmecken die Schlehen-Beeren einfach nur extrem sauer und bitter und hinterlassen ein sogar ein unangenehm pelziges Gefühl auf Lippen und Zunge. Nach dem Frost oder dem Einfrieren kommen die typischen süßlich-herben Geschmacksnoten zum Vorschein.

 

4. Schlehen sind gesund.

Die kleinen Schlehen-Beeren gelten als Superfood – und zwar schon seit der Steinzeit! So hatte etwa der Wanderer Ötzi welche als Proviant dabei auf seinem beschwerlichen Weg durch die Alpen. Auch bei den Ausgrabungen der Pfahlbauten am Bodensee, die aus Neolithikum und Bronzezeit stammen, wurden Schlehenkerne gefunden, die auf den Konsum der Beeren hindeuten.

Tatsächlich sind die kleinen Früchte auch sehr gesund und enthalten Fruchtsäuren, Mineralien und Vitamin C. Auch Hildegard von Bingen, die als ausgewiesene Expertin für Naturheilkunde unter anderem einen Vorläufer des Wermuts erfunden hat, empfahl in ihrer Hildegard-Medizin, Schlehen mit Honig gesüßt zu verzehren. Nicht nur die Beeren, sondern schon die Blüten sind sehr gesund. Eine alte Weisheit besagt, man solle die ersten drei Blüten einer Schlehe essen, um das ganze Jahr über von Fieber und Grippe verschont zu bleiben.

 

5. Die Schlehe ist der Wetterfrosch unter den Pflanzen.

Zahlreiche alte Überlieferungen und Bauernregeln belegen, wie man früher mithilfe der Schlehe Voraussagen über das Wetter und die Erntezeiten treffen konnte. Eine einfache Regel besagt, dass je mehr Früchte am Schlehenstrauch wachsen, desto strenger der kommende Winter werden wird. Das ist praktisch, denn je strenger der Winter, desto höher ist womöglich der Bedarf an mit Schlehen angesetztem Sloe Gin.

Auch zählten manche Bauern stets die Tage von der ersten Schlehenblüte im Frühjahr bis zum Georgi-Tag am 23. April. Dieselbe Zeitspanne sollte später im Sommer das Getreide reifen, bevor man es erntete. Ob Aberglaube oder nicht: Auch diese Beispiele zeigen die wichtige Bedeutung des Schlehdorns in unserer Kultur.

 

Schlehengeist, Schlehenbrand, Sloe Gin und Schlehenlikör

Was man vielleicht auch noch über die Schlehe wissen muss: Die als Frucht weitaus größere Pflaume wurde höchstwahrscheinlich aus ihr gezüchtet – wer hätte das gedacht!? Ein weiterer Fakt, der es nicht in die Top 5 der Schlehen-Infos geschafft hat, aber Ihnen die Superfrucht mit Sicherheit auch sehr gut nahe bringen kann, ist die Tatsache, dass aus Schlehen viele feine Spirituosen hergestellt werden können:

  • Schlehengeist besticht durch feine Nuancen, die an Marzipan und Mandeln erinnern. Wild gesammelte Schlehen werden für den Geist zunächst mazeriert, d.h. in Alkohol eingelegt, und daraufhin destilliert. 
  • Echter Schlehenbrand wird nicht aus einem Mazerat destilliert, sondern aus einer Schlehenmaische gebrannt. Die Schlehenbeeren sind allerdings sehr klein und haben einen geringen Fruchtzuckergehalt. Deshalb betreiben nur wenige Brennereien den Aufwand, diese außergewöhnliche Spirituose herzustellen.
  • Schlehenliköre sind wunderbare Winterliköre, die die kräftigen fruchtigen Aromen der Schlehe mit Gewürzen oder anderen Früchten kombinieren.
  • Eine typischerweise britische, aber im internationalen Gin-Trend ebenfalls weit verbreitete Schlehenlikör-Spezialität ist Sloe Gin. In gutem Sloe Gin wird die wacholdrige Würze guten Gins mit der feinfruchtigen Herbe der Schlehe kombiniert.

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