Müde Mythen über Whisky, Teil 2: Nur Schottland?

Im zweiten Teil unserer Reihe zu müden Mythen rund um Whisky widmen wir uns einem alten Vorurteil: Nämlich jenem, dass guter Single Malt unbedingt aus Schottland sein muss.

Mythos #2: Nur aus Schottland kommt guter Whisky

Whisky und Schottland gehören zusammen wie die Queen, England und Gin. Wir wollen auch nicht in Abrede stellen, dass einige der besten Single Malts der Welt aus Schottland kommen. Oder dass Schottland, was die Geschichte von Whisky betrifft, eine zentrale Position einnimmt (wobei Irland hier nicht vergessen werden sollte…). Neben dem klassischen Scotch Whisky gibt es aber noch eine ganze Welt hochwertiger Whisky-Sorten, der wir uns heute widmen wollen.

 

Schottische Wurzeln, irischer Name

Die Wurzeln des Whiskys liegen, wenn man historisch sehr großzügig sein will, im Schottland des 14. Jahrhunderts. Der damals von den Brüdern MacBeathas (später zu Beaton angliziert) hergestellte Getreidebrand hatte allerdings noch nicht viel mit der heute als Whisky bekannten Spirituose zu tun. Eigentlich nicht mehr als das Ausgangsprodukt: Getreide. Ob es tatsächlich Gerste war, verraten uns die Quellen leider nicht. Wie dieser Proto-Whisky geschmeckt hat auch nicht. Wenn also die geschichtliche Wurzel des Whisky tatsächlich in Schottland liegt, so kommt der Name (und sein erster Popularitätsschub) von der benachbarten grünen Insel, aus Irland.

 

Irland: Von Usquebaugh zu Whisk(e)y

Getreidebrand wurde zwischen Mittelalter und Neuzeit keineswegs pur getrunken (dazu war die Qualität des Destillats nicht hoch genug), sondern gemischt mit Kräutern und Fruchtauszügen. Eine solche Mischung war es auch, die im 17. Jahrhundert in Irland unter den Namen „Usquebaugh“ bekannt wurde. Das Wort wurde im alltäglichen Gebrauch bald zu „Usky“ verkürzt, worauf sich das heutige „Whisky“ zurückführen lässt. Der Name des schottischsten aller Getränke ist also ein irischer. Und die Erfolgsgeschichte des Whisky (oder Whiskey, wie er in Irland heißt) ab dem 18. Jahrhundert ist zumindest eine irisch-schottische. Bis heute ist selbst unter Kennern die Frage ungeklärt, ob Irish Whiskey mit seiner dreifachen Destillationsmethode sich nicht sogar auf die ältere Tradition berufen kann als der meist doppelt destillierte Scotch.

 

Japan: Präzise und komplexe Blends und Single Malts

Aber wussten Sie, dass es auch außerhalb Europas eine mittlerweile bald hundertjährige Tradition zu hochwertigen Single Malt Whiskys gibt? Anders als in Nordamerika, wo man sich auf charakterstarke Ryes und süffigen Bourbon konzentrierte, setzen die Japaner seit Beginn des 20. Jahrhunderts auf Whisky nach schottischem Vorbild. Nach und nach wurde das torfige Original an japanische Geschmacksvorlieben angepasst, bis mit dem Kakubin 1937 ein besonders leichter, eleganter Blend den fernöstlichen Markt eroberte. Japan wurde zum Land der Blended Whiskys, die allerdings international kaum wahrgenommen wurde.

Man produzierte für den eigenen Gebrauch und Geschmack und dieser unterschied sich teils deutlich von dem, was in der Alten Welt gerne getrunken wurde. Das alles änderte sich nach der Wirtschaftskrise der 1990er Jahre, als die großen Brennereien in Schwierigkeiten gerieten und ein neues Produkt für den Export her musste: Der internationale Erfolg japanischer Single Malts begann mit dem Absturz japanischer Blends. Die japanischen Whisky-Brennereien mussten sich neu erfinden, wenn sie nicht untergehen wollten – und die Antwort lag im hochpreisigen Single Malt. Heute reisen Kenner aus aller Welt in die Destillerien Nippons, um neue Single Malts als Erste vor Ort zu probieren.

 

Deutschland: Die ersten eigenen Single Malts sind ein Riesenerfolg

Mit viel Mut und Risikofreude erobern derzeit deutsche Whisky- und Gin-Brennereien einen Markt, der über Jahrzehnte hinweg auch hierzulande komplett von schottischen und englischen Namen dominiert war. Wir stellen drei Vertreter dieser neuen deutschen Wilden vor, die wir für beispielhaft für den anhaltenden Trend zu deutschen Single Malts halten.

 

Der Rothaus Black Forest Single Malt Whisky kommt aus dem Schwarzwald

Rothaus: Black Forest Single Malt Whisky

Die Geschichte dieses Whiskys aus dem Schwarzwald ist erst zehn Jahre alt, aber sie steht für den nach wie vor ungebrochenen Trend zum Whisky aus deutscher Produktion. 2006 wurde die erste Charge dieses Single Malts bei Rothaus im Schwarzwald gebraut, vergoren und destilliert. Drei Jahre später – die erforderliche Mindestlagerzeit, um in Deutschland die geschützte Bezeichnung „Whisky“ tragen zu können – kam Rothaus Single Malt Whisky auf den Markt. Ein Wagnis, denn zu diesem Zeitpunkt war der Ruf deutscher Whiskys eher durchwachsen, Konkurrenzfähigkeit gegenüber Scotch maß man ihm eigentlich nicht zu. Um so größer die Überraschung, als die komplette Produktion sofort ausverkauft war. Nach nationalen und internationalen Auszeichnungen ist klar, dass dieser Whisky sich vor niemandem verstecken muss. Angenehm rund im Geschmack, mit süßen Honignoten und deutlich fruchtiger Malz-Note punktet der Single Malt aus Baden-Württemberg auch bei schottischen Puristen.

 

Vom Bodensee kommt der Brigantia Whisky von Steinhauser

Steinhauser: Brigantia Single Malt Whisky vom Bodensee

Die Brennerei Steinhauser in Kressbronn am Bodensee hat mit dem Brigantia Single Malt einen weiteren außergewöhnlichen Single Malt im Programm. Der Whisky aus der „1. Bodensee Whisky-Brennerei“, wie man sich bei Steinhauser stolz nennt, wird in einer aus dem Jahr 1890 stammenden Anlage gebrannt. Die erste Charge des Brigantia gab es 2008. Eine Besonderheit dieses Bodensee-Whiskys ist die Lagerung. Nicht etwa, dass er unter anderem in Fässern von der französischen Eiche lagert, sondern vor allem, dass er dabei über drei Jahre hinweg jeden Tag von Früh bis Spät mit eigens komponierter Musik der hiesigen Kressbronner Kapelle bespielt wird. Brennmeister Martin Steinhauser schwört auf die musikalische Nachhilfe zur Charakterbildung seines Brigantia – und der Erfolg gibt ihm recht, wie die Silber-Medaille bei der IWSC 2014 anschaulich vorführt. Auch geschmacklich punktet der Brigantia, üppige Noten von Vanille und Karamell verwöhnen zusammen mit Röstaromen die Nase, am Gaumen gesellen sich Trockenfrüchte, gebrannte Mandeln und schokoladige Nougat-Noten hinzu. Im Abgang bleibt der Bodensee-Whisky lange präsent und wärmt nicht nur den Körper, sondern auch die Seele.

 

Lantenhammer brennt den bayrischen Slyrs Whisky

Slyrs: Bavarian Single Malt Whisky

In Bayern wird seit 1999 Slyrs Bavarian Single Malt Whisky aus – wie könnte es anders sein – bayrischem Malz gebrannt. Der Name der edlen Spirituose spielt auf den Herstellungsort am Schliersee an, wo die Destillerie beheimatet ist. In Barriquefässern aus amerikanischer Weißeiche lagert dieser Whisky drei Jahre lang, bevor er in den Verkauf gehen darf. Seit einiger Zeit gibt es auch die rare 12-jährige Variante, deren erste Chargen allerdings schon vor dem offiziellen Verkaufsstart komplett vergriffen waren. Die deutsche Whisky-Welt freute sich aber auch über andere Slyrs Whiskys der Premiumklasse, etwa den Slyrs Oloroso Whisky, einem ausgesprochen selbstbewussten und charakterstarken Single Malt mit Finish aus dem Oloroso-Sherry-Fass.
Unser Tipp zum Kennenlernen: Slyrs Single Malt Whisky im Set mit dem passenden Whiskyglas.

 

Fazit: Nicht nur Schottland kann Whisky

Auch aus heimischen Brennereien kommen mittlerweile ausgezeichnete und auch international preisgekrönte Whiskys, die bei Kennern Höchstpreise erzielen und deren Chargen fliegend schnell vergriffen sind. Bei uns finden Sie einige der begehrtesten Flaschen zu fairen Preisen. Damit Sie selbst herausfinden können, wie sich deutscher Whisky im direkten Vergleich mit dem schottischen Vorbild macht.

Hier gibt's den besten Whisky des Landes:

Große Auswahl verschiedener deutscher Whiskys