Neuer Don Papa Rum: Was unterscheidet „Single Island Rum“ vom früheren „Small Batch Rum“?

Wer Anfang 2022 Don Papa Rum kaufen wollte, stand oft vor einem Rätsel? Warum ist der beliebte Klassiker fast überall ausverkauft? Wird es keinen Don Papa Rum mehr in der schönen „Premium Aged 7 Years Small Batch Rum“ Flasche geben, die nicht nur die Standardabfüllung, sondern auch seit Jeher der Bestseller und Liebling unter den Don Papa Sorten war? Seit März sind alle Fragen geklärt: Don Papa 7 Rum ist wieder erhältlich – in einer fast identisch etikettierten Flasche wie zuvor. Natürlich wollen wir genauer hinschauen und auch sofort probieren, ob auch der Inhalt noch der gleiche ist …

 

Aus Small Batch wird Single Island – was ändert sich sonst noch?

Nur kleinen Details auf dem schmuckvoll verschnörkelten Etikett des neuen Don Papa 7 Rum zeigen, dass wir es mit einer Neuauflage des philippinischen Rums zu tun haben: Wo ganz früher einmal „Premium Aged“ stand, steht schon seit längerer Zeit „Aged in Oak“ – jetzt steht aber anstelle der Bezeichnung als „Small Batch Rum“ auch etwas anderes: „Single Island Rum“.

Damit betont der Hersteller – die Bleeding Heart Rum Co. – stärker als zuvor die Herkunft des Rums von der Insel Negros. Im Norden und Westen der Insel, die die drittgrößte der Philippinen ist und auf der rund 3,6 Millionen Menschen leben, ist die Provinz Negros Occidental („West-Negros“). Die Region wird auch Zuckerprovinz genannt, weil ihr Zuckerrohranbau einen großen Teil der philippinischen Zuckerproduktion erwirtschaftet.

Don Papa Rum 7 Single Island Don Papa Rum 7 Single Island

Von der Zuckerinsel zur Zuckerrevolution und zum Sugerlandia Rum

Hier auf den Plantagen startete Ende des 19. Jahrhunderts auch die Unabhängigkeitsbewegung gegen die Kolonialherrschaft der Spanier – mithilfe von Dionisio „Don Papa Isio“ Magbuelas, dem die Rum-Marke gewidmet ist. Am Fuße des Vulkans Mount Kanlaon wird auf der Insel Negros aus dem regionalen Zuckerrohr Don Papa Single Island Rum hergestellt. Daran hat sich nichts geändert, der neue Name unterstreicht diesen Aspekt nur stärker als zuvor – im Don Papa Marketing wird die Insel-Region auch als „Sugerlandia“ phantasiert.

Tatsächlich hat sich aber auch die Rezeptur von Don Papa Rum geändert. Schon vorher verbrachte das Melasse-Destillat – wie die Etikettenbeschriftung „Aged in Oak“ auch schon seit längerer Zeit besagt, bis zu sieben Jahre Reifezeit in Eichenholzfässern. Das tropische Klima der Philippinen trägt zu einer intensiveren und schnelleren Reifung des Rums bei, als es in anderen Weltregionen der Fall wäre. Bei der neuen Version von Don Papa 7 Rum ist ein Teil dieser Eichenholzfässer zuvor mit Rioja-Wein belegt gewesen. Der Effekt auf das Destillat: vielfältigere Fruchtnoten und eine facettenreiche Würze, die früher so nicht zum Don Papa Rum Geschmack gehörte.

 

Warum Don Papa Rum neu konzipiert wurde

Doch warum hat Don Papa überhaupt eine neue Rezeptur erhalten, wo doch der Vorgänger als „Small Batch Rum“ beliebt war wie kaum ein anderer? Möglicherweise wurde der Erfolg zu groß für den Premium Rum der Bleeding Heart Rum Company – und die Produktion musste entsprechend so vergrößert werden, dass Don Papa Rum nicht mehr in „Small Batches“, das heißt in kleinen Chargen bei diskontinuierlicher Destillation, hergestellt werden konnte.

Der neue und der alte Don Papa Rum im Vergleich

Wenn man allerdings die beiden Don Papas in einem vergleichenden Tasting nebeneinander probiert, fällt anhand des Geschmacks ein weiterer möglicher Grund auf: Wo der alte Small Batch Don Papa mit intensiven Vanille-Noten und einer kräftigen Süße aufwartete, gibt sich der neue Single Island Don Papa dezenter, ausgewogener und weniger süß. Die Fruchtnoten sind facettenreicher – mit Anklängen von Mandarine, Mango und Erdbeeren – und durch eine feine Würze abgerundet, die an frischen Ingwer erinnert.

EU reglementiert Zucker im Rum

Der veränderte Don Papa Geschmack dürfte an einer Änderung der EU-Spirituosenverordnung liegen, die den maximalen Zuckergehalt bei Rum auf 20 g/L festlegt, und deren Übergangsregelungen nun auslaufen. Jetzt darf innerhalb der Europäischen Union nur als „Rum“ verkauft werden, was der neuen Verordnung entspricht – und eben weniger Zucker und keinerlei andere Aromatisierungen enthält.

Schon seit rund zehn Jahren war diskutiert worden, ob – und wenn ja wie viel – Zuckerzugabe in Rum erlaubt sein soll. Don Papa Rum war dabei in der Diskussion stets eine der kontroversesten Marken. Theoretisch entsteht eine kleine Menge Zucker auch durch die Fassreifung – ebenso wie Vanillin, das im Holz naturidentisch wie das Original-Aroma aus der Vanilleschote enthalten ist. Beim typischen Don Papa Geschmack wurde jedoch stark in Zweifel gezogen, ob die Süße und Intensität der Vanillenoten allein aus der Holzfasslagerung stammen könne. Die Neukonzeption von Don Papa 7 Rum dürfte eine Antwort auf diese Debatte und die neuen EU-Regularien darstellen.

 

Zucker in Rum – und Spiced „Rum“ als Ausweichkategorie

Fachleute in der Spirituosenbranche hatten die geringen Anforderungen und laxen Kontrollen kritisiert, die bei Rum zu einem Qualitäts- und Imageverlust geführt haben könnten. Während andere Spirituosenarten längst stärker reglementiert waren, konnte man bei Rum nie genau wissen, was wirklich drin ist. Wichtiger als ein Zuckerverbot war und ist dabei immer gewesen, eine klare Richtlinie zu haben, dass Rum sich deutlich von Likör unterscheidet und mit anderen (fassgereiften) Premium Spirituosen vergleichbar bleibt. Denn eigentlich hatte auch die frühere Spirituosenverordnung die Aromatisierung von Rum ausgeschlossen – nur wurde weder kontrolliert, noch wurde die Süßung mit Zucker von Herstellern als „Aromatisierung“ wahrgenommen.

Warum Rum überhaupt gezuckert wurde

So wurde argumentiert, dass allein schon durch die Produktion aus Zuckerrohr-Rohstoffen bei Rum die Erwartungshaltung einer süßen Spirituose bestehen könnte. Der Erfolg von Süßrums wie Don Papa oder auch anderen Bestsellern wie Botucal Reserva Exclusiva Rum und Plantation XO 20th Anniversary Barbados Rum schien dieser Argumentation immer Recht zu geben. Auch wurden historische Traditionen angeführt, denen zufolge Rum quasi schon immer mit Zucker und sogar Gewürzen verfeinert wurde – wie es etwa bei Captain Morgan praktiziert wird. Und schließlich sei auch bei anderen hochwertigen Spirituosen der Zucker nicht völlig ausgeschlossen. Selbst beim im Vergleich zu Rum sehr streng reglementierten Cognac ist eine geringe „Dosage“ (bis zu 3 g/L Zucker) erlaubt.

Der Zuckergehalt von Rum ist nun mit maximal 20 g/L zwar immer noch relativ hoch, aber immerhin nicht nach oben hin offen oder völlig unreguliert. Zum Vergleich: Ab 100 Gramm pro Liter darf/muss eine Spirituose als Likör bezeichnet werden, Cola hat meist 70-130 Gramm pro Liter. Bei Limonaden war bis vor Kurzem 70 g/L als Mindestzuckergehalt vorgeschrieben, was – aufgrund der Klage des Herstellers Lemonaid, der für seine Limonaden einen geringeren Zuckergehalt verwendet – zuletzt in einen „üblichen Zuckergehalt“ geändert wurde.

Was tun, wenn man den alten Don Papa lieber mochte als den neuen?

So ist die neue Regelung für Rum ein Kompromiss, der sowohl die Erwartungshaltung der an Süßrum gewohnten Genießer*innen, als auch den um Transparenz, Qualitätskontrolle und Verbraucherschutz bis hin zur Nährwerttabelle bemühten Fachexperten wohl nur halb zugutekommt. Jedenfalls weiß man nun etwas besser, was man von einer als „Rum“ bezeichneten Spirituose erwarten kann. So werden die einen möglicherweise in Richtung „Spiced Spirits“ schielen – einer im Rum-Bereich bereits früher halb etablierten Sonderkategorie für gewürzte (und gesüßte) Spirituosen auf Rum-Basis, deren prominentester Vertreter Captain Morgan Original Spiced Gold ist.

 

Hier finden Sie eine Auswahl von Spirituosen auf Rum-Basis:

In diesem Grenzbereich des Rum-Genusses, der nicht (mehr) Rum genannt werden darf, befindet sich auch der legitime Nachfolger des guten alten Don Papa 7 „Rum“. Wer den intensiven Vanille-Geschmack und die Süße im neuen Don Papa Single Island Rum vermisst, kann in Zukunft auf Don Papa Baroko zurückgreifen.

 

Wer die große Kunst der ungesüßten Rums kennenlernen und seinen Gaumen an den wahren puren Rum-Genuss gewöhnen möchte, bei dem keinerlei Zucker den Facettenreichtum des Destillats überdeckt, sollte nach „Dry Rum“ Ausschau halten – der wie „Dry Gin“ (aber anders als Dry Vermouth) ohne Zuckerung abgefüllt wird.