Moscow Mule – ein scharfer Drink im Kupferbecher

Was Grappa für Italien und Gin für England ist, ist Wodka für Russland – die Landesspirituose schlechthin. Doch während das Getreidedestillat dort pur und oft zu bestimmten Speisen genossen wird, ist man andernorts weniger hartgesotten und wählt es darum lieber als Zutat diverser Mixgetränke oder als Begleiter süffiger Cocktails. Einer davon erfreut sich zunehmender Beliebtheit und ist – anders als der Name vermuten lässt – nicht in der Hauptstadt Russlands entstanden: der Moscow Mule. Wir sind der Frage nachgegangen, was hinter dem Ingwergetränk aus dem Kupferbecher steckt, verraten Ihnen, wie es zubereitet wird, und welche neuen Kreationen daraus entstanden sind.



Moscow Mule: Geschichte einer gewinnbringenden Begegnung

Hinsichtlich seiner Herkunft lässt sich der Moscow Mule schon fast als politischer Drink bezeichnen. Obwohl er die russische Hauptstadt Moskau im Namen trägt, ist seine Heimat die USA. Genau dort ist er mit zunehmender Beliebtheit der Marke Smirnoff Vodka entstanden. Im Heimatland Russland war Smirnow bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Markt und gilt bis heute als einer der traditionsreichsten russischen Wodkas aus dem vorrevolutionären Zeitalter. Unter anderem die Holzkohlefilterung gilt als eine Pionierleistung der von Piotr. Arsenjewitsch Smirnow gegründeten Firma.

Nachdem die heute weltweit bekannte Marke ab 1910 ihre Erfolgskarriere zunächst in Europa startete, wurde mit dem Verkauf des Unternehmens an Rudolph Kunett 1934 der Sitz und die Produktion in die USA verlegt – wo Wodka bis dato noch zu den eher unbekannten Spirituosen zählte.


Formerly unknown as Wodka & Ingwerschorle

Sieben Jahre später suchte John G. Martin – Manager beim Spirituosenunternehmen G. F. Heublein Brothers Inc., zu dem die in „Smirnoff“ umbenannte Marke nun gehörte – nach Möglichkeiten, das zu ändern und das russische Nationalgetränk unter die amerikanische Bevölkerung zu bringen.

Durch eine glückliche Fügung des Schicksals (so muss man als Liebhaber*in eines eiskalten Moscow Mules sagen) traf er auf den Ingwerlimonadenhersteller John A. Morgan, den das gleiche Problem quälte: Wie vermarkte ich etwas, das Amerika bisher nicht kennt?

Die Legende sagt, dass beide ihr „Defizit“ zu einem Segen machten, indem sie ihre Produkte miteinander kombinierten und so den ersten Moscow Mule kreierten. Die Kupferbecher Sophie Berezinskis, der Erbin eines Kupfergeschäftes, sorgten für das gebührende Serviergefäß und unterstrichen die Einzigartigkeit des neuen Nachwuchsstars – was vor allem in den Bars, wo er vorgestellt wurde, sofort auf Anklang stieß.

Moscow Mule im Kupferbecher

Den Bock zum Maultier machen: ein Mule ist kräftiger als ein Buck

Dem American Dream stand nichts mehr im Wege und Moscow Mule und mit ihm auch Vodka eroberten den amerikanischen Markt. In Europa freut sich der Cocktail erst in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit, was schlicht an der besseren Verfügbarkeit „echten“ Ginger Beers – also der klassisch verwendeten Ingwerlimonade – seit den 2000er Jahren liegt. Zuvor wurde teilweise mit Ginger Ale gemixt, wodurch eine wässrige und im Vergleich zum intensiv würzigen Original eher enttäuschende Gin Buck Variante entsteht.

Umso besser, dass das Angebot an Ginger Beers stetig steigt und so den regionalen Genuss nichts mehr aufhält. Bleibt also am Ende dieser Erfolgsstory nur die Frage, was denn eigentlich das „Mule“ (zu Deutsch „Maultier“) im Namen zu suchen hat. Eine allgemeingültige Antwort gibt es nicht und so lässt sich nur spekulieren, ob die Erfinder damit eine Hommage an den besonderen Kick, den die Schärfe des Ingwers verursacht, verstecken oder sich damit selbst Mut machen wollten.

Denn Maulesel sind hartnäckig und bringen die nötige Kraft und Genügsamkeit mit, die es auf dem Weg nach oben oft braucht. Und ganz nebenbei handelt es sich bei diesem Tier ebenfalls um eine Kreuzung zweier „Komponenten“, einem Pferd und einem Esel, die etwas völlig Neues hervorbrachten.


Moscow Mule – das Rezept

Die Zutaten für einen echten Moscow Mule sind überschaubar, wer aber den vollen Charakter herauskitzeln will, sollte auf die Details achten. Bei der Frage, ob der Kupferbecher Einfluss auf den Geschmack des Cocktails hat, gehen die Meinungen übrigens auseinander. Das ändert aber nichts daran, dass er durchaus als Must-have betrachtet wird – denn nur in Kupfer serviert man einen Moscow Mule wirklich stilecht. Was durchaus das Gaumenerlebnis verändert, ist die Wahl des Ginger Beers, der Hauptbestandteil des Getränks. Hier lohnt es sich also, durch das zunehmende Angebot zu stöbern und den persönlichen Favoriten zu finden.


Zutaten für 1 Moscow Mule:

  • 5 cl Wodka
  • 3 cl (frisch gepresster) Limettensaft
  • 15 cl Ginger Beer
  • Eiswürfel
  • Garnitur: Limettenscheibe oder -spalten
  • Glas: Kupferbecher

Moscow Mule

Zubereitung des Moscow Mule:

Den Kupferbecher mit Eiswürfeln auffüllen, Limettensaft und Wodka drüber gießen und gut umrühren. Mit Ginger Beer auffüllen und einer Limettenscheibe garnieren. Anhänger*innen des zunehmenden Angebots an mit Gurke zubereiteten Cocktails aller Art können stattdessen auch auf eine Scheibe des grünen Gemüses zurückgreifen. ;)


Welchen Wodka für Moscow Mule nehmen?

Seien wir mal ehrlich: Wodka ist nicht gerade die Spirituose, die sich durch einen prägnanten Charakter auszeichnet – im Gegenteil: Je weniger Geschmack, desto besser. So kann für den klassischen Moscow Mule getrost nach der Lieblingsvariante gängiger Hersteller gegriffen werden. Wer die Hommage an die russische Hauptstadt aufrecht erhalten will, wählt beispielsweise einen Russian Standard.

Jenseits der für einen guten Moscow Mule ausreichenden Standardvariante hat Russland allerdings auch herausragenden Spitzenwodka zu bieten: Beluga Noble Russian Vodka.

Beluga Noble Russian Vodka 0,7 Liter


Da in Russland Vodka meist pur genossen wird, ist der Bedarf nach herausragendem Wodka-Geschmack hoch. Der aus Sibirien stammende Beluga Vodka hat diesbezüglich einiges auf Lager. Unaufdringlicher Hafer wird von süßem Honig und würzigen Disteln begleitet, die auch in Moscow Mule zur Geltung kommen und den Drink perfekt abrunden.


Normalerweise ist also ein russischer Wodka für Moscow Mule heranzuziehen. Ausnahmen bestätigen aber bekanntlich die Regel und so gibt die Eastern-Style-Wodkapalette einige Ausreißer her, die dann doch den eigenen Twist in den amerikanischen Cocktail bringen:

The Duke Lion's Vodka kaufen

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The Duke Lion’s Munich Handcrafted Vodka

The Duke – die Münchener Destillerie, die vor allem für ihren bayerischen Gin bekannt ist – hat auch im Bereich Wodka Außergewöhnliches zu bieten. Denn ihr Lion's Vodka ist alles andere als geschmacksneutral: Weizen, Roggen, Dinkel und Gerste bilden zusammen eine angenehm süße Fruchtigkeit, die sich im Moscow Mule perfekt an Limette und Ingwer schmiegt.

Genesis Vodka

Ein einzigartiger Wodka, der seinen erdig echten und unnachahmlichen Charakter dadurch erhält, dass er nach der dreifachen Destillation tatsächlich durch Erde gefiltert wird. Der Geschmack von Genesis ist ursprünglich, aber dennoch sanft – mit feinen Facetten von Getreide, Blumen, Wurzeln und Muskat. Seine elegante Schwere bei kräftigen 44,4 % tritt auch in der Mischung mit Ginger Beer schön hervor.

Absolut Elyx Vodka

Abslout Vodka zählt zu den bekanntesten Getreidespirituosen weltweit. Neben ihrem Klassiker vertreiben die Schweden aber auch eine besondere Premium-Variante: den Absolut Elyx. Nach der Destillation im Kupferbrennkessel erinnert dessen Geschmack an frisches Brot, außerdem lassen sich ein Hauch weißer Schokolade und fein-würzige Nuancen vernehmen.



Welches Ginger Beer für Moscow Mule? Wachsende Auswahl entdecken!

Ginger Beer hatte in Deutschland gewisse Startschwierigkeiten, um auf dem Markt etabliert werden zu können. Denn bei Ginger Beer handelt es sich nicht um Bier, sondern um eine Ingwerlimonade, die ursprünglich allerdings tatsächlich Alkohol enthielt. Heute ist dies nicht mehr der Fall, weshalb es lange Diskussionen gab, ob das Produkt überhaupt unter seiner klassischen Bezeichnung in Deutschland verkauft werden darf. Thomas Henry hatte 2010 das erste hierzulande erhältliche Ginger Beer auf den Markt gebracht, wobei dem Unternehmen die entsprechende Benennung 2011 zunächst gerichtlich untersagt wurde.

2017 hob schließlich das Landesgericht München das Urteil auf. Seither können Unternehmen die volle Bezeichnung auf ihre Flaschen drucken. Viele haben bis heute die Produktpalette erweitert und Liebhaber*innen des scharf-süßen Getränkes können auf verschiedenste, auch geschmacklich variierende Sorten zurückgreifen. Manche sind süßer, manche setzen auf würzige Komponenten, der Herstellungsprozess unterscheidet sich ebenfalls.

So ist die Wahl des Ginger Beers für einen Moscow Mule ebenso Geschmackssache, wie die Entscheidung, ob man besser einen klassischen (also weitgehend geschmacksneutralen) Wodka wählt oder den Schritt hin zu charaktervollen Tropfen wagt. Unsere Empfehlung deshalb: Freuen Sie sich über die wachsende Vielfalt und probieren Sie sich einfach durch, bis sie Ihren Favoriten gefunden haben.


Gin Gin Mule, Munich Mule und Co.

Was wäre ein Klassiker, wenn es nicht seine Abwandlungen gäbe. So ist das mit Popsongs und ihren Coverversionen, mit Kinoklassikern und ihren Neuverfilmungen und eben auch mit Moscow Mule. Denn im Laufe der Zeit hat sich der Maulesel auf Reisen begeben und dabei Abstecher in verschiedensten Ländern mit ihren jeweils typischen National-Spirituosen gemacht. Dabei zeigt sich, wie flexibel abwandelbar und vor allem inspirierend der Ingwercocktail ist.

Gin Gin Mule

Wie der Moscow Mule ist auch der Gin Gin Mule ein waschechter Amerikaner, der von der Bartenderin Audrey Saunders kreiert wurde. Sein Name darf vielleicht als Ausdruck der Kombination von Gin und englisch GINger (Ingwwer) interpretieren werden und beschreibt im Grunde einen Moscow Mule, der mit Gin statt Vodka zubereitet wird. Außerdem schafft die zusätzlich verwende Minze eine weitere Geschmackskomponente, Zuckersirup sorgt für eine feine Süße. Heraus kommt ein besonders frischer Drink, der durchaus von der Kombination mit klassischen, selbstbewussten Gins und ihren deutlichen Wacholder- und Zitrusnoten profitiert.


London Mule

Es ist nicht schwer zu erraten, welche Spirituose diesem Mule seinen Namen gibt – richtig: Gin. Welcher dabei verwendet wird, bleibt der persönlichen Präferenz überlassen. Sicher ist nur eines: Die Wahl einer dominanten Spirituose zahlt sich, genau wie beim Gin Gin Mule, auch hier aus, denn sonst gehen die charakteristischen Nuancen des Wacholdergetränks schnell unter. Beide unterscheidet übrigens nur eines: London Mule wird ohne Zuckersirup gemixt und ist deshalb etwas weniger süß.


Munich Mule

Natürlich muss es einen bayerischen Maulesel geben, der seinen Platz erhobenen Hauptes in Anspruch nimmt. In der Landeshauptstadt verortet sich der selbsternannte Munich Mule – der Amerikaner, der während seiner Eroberung irgendwann dort ankam, in diversen Bars der Stadt sein Unwesen trieb und sich mit der Ergänzung „Munich“ im Namen zu tarnen versuchte. Und wirklich: Immer mehr Menschen bestellten den „Munich Mule“, sehr zur Verwirrung vieler Bartender*innen, die lediglich den zu dieser Zeit immer bekannter werdenden „Moscow Mule“ kannten. Verkompliziert wurde die Situation, als sie auf Nachfrage keine konkreten Zutaten genannt bekamen. Wie es der Zufall wollte, brachte The Duke kurz zuvor den ersten Münchener Gin auf den Markt, der schließlich die mysteriöse Ungewissheit um die Zubereitung des „Munich Mule“ auflöste und zusammen mit Minze, Gurke und Ginger Beer im Rezeptmanifest verewigt wurde.

Munich Mule

French Mule

Der Franzose unter den Mules gehört zu einer besonderen Kategorie, denn in Fachkreisen scheiden sich die Geister, welches Rezept denn nun diese Bezeichnung verdient hat. Es gibt ihn in Form des klassischen Moscow Mule Rezepts, das durch die Verwendung französischen Vodkas, zum Beispiel Grey Goose, eine neue Staatsangehörigkeit erhält. Teilweise kursieren Kombinationen, die das europäische Land wegen des verwendeten Cognacs im Namen tragen. Manche schwören auf einen Dash Angostura Bitter, andere auf Cointreau und Orangenscheiben. Ob nun die Unschlüssigkeit hinsichtlich des French Mules zu bedauern ist? Wohl kaum, denn so gibt es mehr zu probieren.


Jamaican Mule, Mexican Mule, Kentucky Mule und mehr

Da sich Ginger Beer zunehmender Beliebtheit erfreut, wächst auch die Neugier auf neue Kombinationen, die eine schier unerschöpfliche Bandbreite an Möglichkeiten bereithalten. So ist die Maultierfamilie inzwischen um ein Vielfaches gewachsen und bei der Namensgebung haben sich die Schöpfer vielversprechender Cocktails an das Original gehalten: Die Herkunft des verwendeten Alkohols findet sich im Namen. So gibt es Jamaican Mule mit Rum, Kentucky Mule mit Whiskey und Mexican Mule mit Tequila statt Vodka – um nur einige zu nennen. Die Entdeckungsreise, die in den USA ihren Ursprung nahm, hat also gerade erst begonnen.


Zum Wohl!

Elisa Hanusch


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