Tumult mit Rumult statt Langeweile mit Gin: Master Distiller Tobias Maier im Interview

Mit großem technischen Aufwand wurde die Erlebnisdestillerie Lantenhammer in Hausham ausgebaut und erweitert – jetzt hat dort Rumult Bavarian Rum eine eigene Etage. Wir durften sie kurz nach der Neueröffnung besichtigen und alles über Rumult erfahren. Master Distiller Tobias Maier erzählt im Interview, wie die Idee zum eigenen, in Bayern hergestellten Bavarian Rum entstanden ist, auf was es bei der Auswahl der Rohstoffe und der Fässer ankommt, und wie die Entwicklung von Rumult weitergeht.

Die ganze Geschichte über unsere Besichtigung der nach dem Lockdown neu eröffneten Lantenhammer Rum-Erlebniswelt – und mit welchen anderen Neuheiten die Destillerie-Tour überrascht – lesen Sie exklusiv in der kommenden Ausgabe von Zum Wohl (Herbst/Winter 2020).

 

Rum aus Bayern

 

Von verrückter Idee zum steilen Aufstieg – so wie einst Bavarian Whisky

Hallo Tobias, vielen Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast, uns die neue Rum-Erlebniswelt zu zeigen. Du bist schon seit den 1990er Jahren bei Lantenhammer, 2017 hast du Rumult Bavarian Rum entwickelt und seit 2018 bist du Master Distiller und Geschäftsführer der Destillerie. Wie steil war der Weg?

Tobias Maier: Als ich bei Lantenhammer angefangen hab, war ich der allererste Lehrling und überhaupt erst der vierte Mitarbeiter. Wir hatten noch einen klaren Fokus auf die Edelobstbrände. Dann kam ab 1999 der Whisky dazu. Der wird seit 2008 in der eigenen Slyrs Destillerie in Neuhaus am Schliersee hergestellt, die ein anderer früherer Lehrling jetzt leitet. Da bin ich auch ganz froh, weil mit Whisky hab ich persönlich schlechte Erfahrungen.

Hier dürfen eigentlich alle das machen, was ihnen am besten gefällt; wir haben viel Raum für Experimente und können was ausprobieren. Bei mir ist das der Rum. Und der läuft auch super: Die ersten drei Chargen waren alle in wenigen Monaten ausverkauft, Rumult hat das stärkste Wachstum bei uns und wir freuen uns, wenn es so steil bergauf weitergeht.

 

1 Flasche Rumult Blanco Bavarian Rum im Vordergrund, fassgelagerter Rumult im Hintergrund

 

Wie fing es denn an mit Rumult? Was war die Ursprungsidee?

Tobias Maier: Nachdem Slyrs so erfolgreich wurde, haben wir schon geschaut, was wir als nächstes machen könnten. Bei Slyrs wars ja am Anfang auch so, dass die Leute das als verrückte Idee abgetan haben. Jetzt ist es der beste Single Malt in ganz Deutschland und deutscher Whisky voll im Trend – drüben in Neuhaus rennen sie uns die Bude ein und wir haben ein eigenes Höhenlager oben am Stümpfling. Was ich nicht so gern mache, ist auf einen Trend aufspringen wie bei Gin.

Gin ist für mich in der Herstellung auch eine eher langweilige Spirituose, das hab ich eigentlich nur gemacht, weil sie mich alle so lang genervt haben. (grinst) Beim Rum ist das anders. Da haben wir darauf gesetzt, dass Rum in den nächsten 10–20 Jahren auch in Deutschland zu einem großen Thema werden könnte und wollen – wie damals beim Slyrs Whisky – Pionier sein. Wenn es erst mal so eine Exklusivität hat, der erste Bavarian Rum überhaupt, dann entsteht eine ganz andere Leidenschaft dafür.

Und wie habt ihr dann angefangen? Einfach mal Rum probiert?

Tobias Maier: Die Idee war ja, einen wirklich bayerischen Rum zu machen. Weil’s hier kein Zuckerrohr gibt, haben wir zuerst sogar geschaut, ob wir aus heimischen Zuckerrüben was machen können. Aber das hat dann vom Namen her nicht ganz geklappt – echter „Rum“ darf halt nur aus Zuckerrohr gebrannt sein. Also, was machen wir jetzt?

Zuckerrohr gibt’s zum Beispiel auch in Usbekistan oder Pakistan. Aber man muss ja auch hin, um sich das anzuschauen. Und da war mir dann Mauritius als Reiseziel lieber – auch vom touristischen Aspekt. Wir machen da gerne auch Team-Ausflüge; als nächstes geht’s mit allen Destillateuren wieder in die Karibik. Dann können die sich mal anschauen, wie dort der Rum gebrannt wird und selber mal die Machete schwingen – dann wissen sie, wie gut sie es hier haben (lacht). Wir suchen uns da immer wieder auch neue Zuckerrohr-Spezialitäten aus zum Brennen …

 

Zuckerrohr

 

für neue Rumult-Sorten?

Tobias Maier: Ja, für die Special Editions. Als Rohstoff für Rumult haben wir uns erst ja gegen Melasse entschieden, damit es was Besonderes ist. Nur ca. 5 % der Rums weltweit werden aus dem frischen Zuckerrohrsaft hergestellt. Rumult Bavarian Rum brennen wir also mit Zuckerrohrsirup aus Martinique. Für die limitierten Special Cask Selections mischen wir das beim Vergären mit besonderer Melasse aus jeweils verschiedenen Herkunftsregionen – etwa Kuba, Jamaika, Barbados … Aber weil die Rohstoffe dann jeweils begrenzt sind, gibt’s da eher keine neuen dauerhaften Rumult-Sorten, sondern das läuft dann als Limited Editions.

 

Ex-Whisky Fässer

 

Genauso ist es mit den Fässern. Da haben wir viele Experimente am Laufen, wo wir mal schauen, was dabei raus kommt, ganz spannende Sachen: hier zum Beispiel ein Ex-Laphroaig-Fass, da haben wir Ex-Mezcal-Fässer aus Mexiko, was ganz Besonderes, oder die Fässer hier von Avontuur, die vorher schon auf dem Segelschiff auf Reisen waren. Aber da ist es dann von der Fässeranzahl und -verfügbarkeit gar nicht möglich, einen gleichbleibenden Geschmack kontinuierlich zu produzieren, wie wir es beim regulären braunen Rumult mit dem blauen Etikett machen.

Pionier-Arbeit: Bavarian Rum schmeckt wie kein Zweiter

 

Du bist Master Distiller und hauptverantwortlich für den Geschmack von Rumult. Wie bist Du da vorgegangen? Hattest Du vorher einen Lieblings-Rum, irgendein Vorbild, an dessen Stil Du Dich orientiert hast?

Tobias Maier: Nee, weil es ging ja gerade darum, Pionier zu sein. Wenn ich einen „Bavarian Rum“ mache, dann soll der nicht schmecken, wie irgendein anderer Rum, den es schon gibt. Das ist ja auch historisch eine völlige Neuheit, bayerischer Rum. Fast in ganz Deutschland hat’s vorher keinen selbst gemachten Rum gegeben, nur in Flensburg gab es schon früher neben dem Rum-Verschnitt und importiertem Übersee-Rum auch selbst gebrannten Rum. Und darum geht’s auch bei Rumult: Das ist zu hundert Prozent handwerklich selbst gemacht, das ist ein ganz eigener Geschmack, den wir durch viel Experimentieren entwickelt haben. Durch Zuckerrohrsirup anstatt Melasse kommt da eine Frische rein, Rumult Blanco ist daher sehr fruchtig und facettenreich.

Im Rumult Signature Cask haben wir natürlich viel Geschmack vom Holz drin und von den besonderen Fässern: Bourbon-Fässer aus amerikanischem Eichenholz, aber auch ehemalige Madeira-, Cognac- und Sherry-Fässer aus der Bodega Tradicion. Durch die Vermählung aus den unterschiedlichen Fässern entsteht dann der ganz besondere, schokoladig-würzig-warme Geschmack.

 

Rumult hier kaufen:

 

Wenn Du täglich mit Hochprozentigem zu tun hast und seit Jahrzehnten bei Lantenhammer von Obst über Getreide (für Slyrs Whisky) und Kartoffeln (für Bavarka Vodka und verschiedene Lantenhammer Gins) bis zum Zuckerrohr schon alles selber auch gebrannt hast – was trinkst du eigentlich am liebsten?

Tobias Maier: Ich trink fast kein Bier. Privat trinke ich eher Cocktails, gerne auch mal einen Gin & Tonic, aber am liebsten schon auch was mit Rum. Mit Whisky hab ich wie gesagt schlechte Erfahrungen gemacht, da gabs mal eine schlimme Whiskey-Cola-Phase. (lacht)

 

Und was brennst du am liebsten?

Tobias Maier: Ich brenn eigentlich alles gern und es macht mir großen Spaß, hier in Hausham in einer der modernsten Destillerien Europas zu arbeiten.

 

Vielen Dank für das Gespräch, weiterhin viel Freude und – zum Wohl!

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