Cachaça Day: Wir feiern den brasilianischen Kult-Schnaps

Hoch die mit Cachaça gefüllten Gläser! Es ist wieder soweit: In Brasilien, der Heimat der vor allem durch Caipirinha bekannten Zuckerrohrspirituose wird am 13. September der Tag der Cachaça (National Cachaça Day) gefeiert. Zu diesem Anlass haben wir ein paar spannende Informationen rund um das brasilianische Nationalgetränk gesammelt, das in Deutschland – zumindest wenn es um den puren Genuss geht – fast noch als Geheimtipp durchgehen kann. Außerdem nehmen wir Sie mit auf eine Reise kreuz und quer durch das Land und zeigen Ihnen, wie die Brasilianer ihre Cachaça am liebsten trinken.

 

Den Geheimnissen des brasilianischen Nationalgetränks auf der Spur

Es gibt wahrscheinlich kaum jemand, der noch keine Cachaça probiert hat. Umso überraschender ist es, dass die wenigsten davon wissen. Denn der brasilianische Zuckerrohrschnaps Cachaça wird hierzulande selten bewusst genossen, sondern vielmehr als unabdingliche Zutat in Caipirinha getrunken. Ohne dass man sich im Klaren darüber ist, was genau da eigentlich gerade die Kehle hinunterwandert. Das hat das brasilianische Nationalgetränk nicht verdient! Denn der mit Rum vergleichbare, aber nicht identische Zuckerrohrschnaps kann viel mehr als in (oft schlecht zubereiteten) Cocktails für ausgelassene Partystimmung zu sorgen oder gar verantwortlich für Kopfschmerzen am nächsten Tag zu sein.

In diesem Artikel lüften wir einige der vielen Geheimnisse, die das brasilianische Kultgetränk umgibt. Wir begeben uns gemeinsam mit Ihnen auf eine Reise ins größte Land Südamerikas, zu den Wurzeln der Cachaça, zu regionalen Trink-Gepflogenheiten, um am Ende gemeinsam auf den wohlverdienten „Dia Nacional da Cachaça“ anzustoßen – bewusst und mit einem genüsslichen Lächeln im Gesicht.

 

Illustration: Flasche Cachaca mit Gläsern, Limettenstücken, Zucker und Stößel Illustration: Flasche Cachaca mit Gläsern, Limettenstücken, Zucker und Stößel

Wie Cachaça vom „Sklaventrunk“ zur Kultspirituose avancierte

Die Reise beginnt – na klar! – am Anfang. Und am Anfang war das Zuckerrohr. Zuckerrohr gehört zur Familie der Süßgräser und stammt ursprünglich aus Ostasien. Im Jahr 1529 brachten die Portugiesen Zuckerrohr zunächst nach Madeira und später nach Südamerika, wo sie an der brasilianischen Küste die erste Plantage kultivierten. Beim Kochen des zerkleinerten Zuckerrohres bildet sich ein Schaum an der Oberfläche, der Cachaça genannt wurde. Es handelt sich um eine Wortneuschöpfung, die heute gemeinhin einfach als „Zuckerrohrschnaps“ übersetzt wird.

Im übertragenen Sinne, so das Langenscheidt Wörterbuch, kann der Begriff auch für „große Leidenschaft“ verwendet werden. Die Leidenschaft ließ allerdings einige Zeit auf sich warten. Zurück zu den Ursprüngen: Die Portugiesen betrachteten diesen Cachaça-Schaum als Abfall. Schenkt man der Geschichte Glauben, so waren afroamerikanische Sklaven die ersten, die daraus ein alkoholisches Getränk herstellten. Man vermutet, dass es ihnen half, die Schmerzen der körperlichen Schwerstarbeit besser zu ertragen.

Verbot der Cachaça-Herstellung, soziale Aufstände & Legalisierung

Die Kunde vom alkoholischen Zuckerrohrsaft sprach sich schnell herum und so fand die Cachaca in der Gesellschaft bald viele Anhänger. Insbesondere in größeren Städten wie Rio de Janeiro sprossen immer mehr Cachaca-Brennereien aus dem Boden – sehr zum Missfallen des Gouverneurs. Dieser befürchtete, dass die Sklaven ihrer Arbeit unter dem Einfluss der Spirituose nicht mehr angemessen nachgehen würden und ließ die Cachaca-Produktion im Jahr 1635 verbieten.

Das führte wiederum zu einer Rebellion der Cachaca-Brennereien in Rio de Janeiro. Die organisierten Gruppen übernahmen die Kontrolle über die Stadt und ebneten mit ihrem Aufstand den Weg zur endgültigen Legalisierung der Cachaca am 13. September 1661.

Ein Schlückchen Cachaça vor Arbeitsbeginn

Der Cachaça-Konsum florierte in den Städten und auf den Plantagen. Damit seine Sklaven die körperlichen Schmerzen weiterhin erduldeten, verordnete Plantagenbesitzer João Fernando Vieira sogar, dass sie ihre Arbeit erst nach einer täglichen Ration Cachaca beginnen durften.

1780 ernannte der Gouverneur des Bundesstaates Minas Gerais Cachaca als Grundnahrungsmittel der Arbeiter. Doch nicht nur die Sklaven fanden Gefallen an der Spirituose, sondern auch die Grundherren selbst und der Sklaven- und Bauerntrunk erreichte die bürgerliche Gesellschaft.

 

Holzfass, Zuckerrohr und ein Glas Cachaca Holzfass, Zuckerrohr und ein Glas Cachaca
Cachaca gilt als eine der vielfältigsten Spirituosen aus Fasslagerung – mit zahlreichen Spezialitäten aus besonderen Hölzern.

Cachaça als Symbol der Selbstbestimmung

Im Jahr 1822 erlangte Brasilien die Unabhängigkeit von der portugiesischen Krone. Um dieser Nachdruck zu verleihen, mussten identifikationsstiftende Symbole her. Als solche dienten die Nationalhymne, die Flagge, aber auch kulturelle Elemente wie Tänze, Musik oder Literatur.

Öffentliche Veranstaltungen wie auch private Treffen wurden dabei stets von einem Schlückchen Cachaça begleitet. Plötzlich war man stolz auf die Spirituose, ihr Schattendasein gehörte der Vergangenheit an. Und so wurde im Rahmen der Unabhängigkeitsfeierlichkeiten auch die Cachaça zu einem neuen Symbol des Nationalstolzes und der Selbstbestimmung.

Mehr über die Cachaça-Herstellung erfahren

So die Geschichte und ein paar Zahlen rund um das brasilianische Nationalgetränk. Nun wissen Sie aber immer noch nicht, was genau Cachaça eigentlich ist.

Ähnlich wie Rhum agricole wird Cachaca aus frischem Zuckerrohrsaft – und nicht wie die meisten Rums aus Melasse – destilliert. Nach der Gärung und dem Brennen in Kupfer-Brennblasen, wird die Cachaça entweder direkt in Flaschen abgefüllt oder ihr Aromenspiel wird während einer Reifung im Holzfass weiter ausgebaut. Cachaca gilt als eine der Spirituosen mit der größten Vielfalt an verschiedenen Holzfassreifungen. Wie die konkreten Herstellungsschritte ablaufen und was Cachaça genau von Rum unterscheidet, können Sie hier nachlesen.

 

Zuckerrohr-Stangen Zuckerrohr-Stangen

Cachaça hat viele Namen: Herzöffner, Weihwasser & Augenspülung

Es war ja bereits die Rede von Leidenschaft als mögliche Übersetzung des Namens Cachaca. Nachdem die Cachaça in Brasilien salonfähig geworden war, ließen liebevolle Spitznamen für das Nationalgetränk nicht lange auf sich warten. Heute soll es in Brasilien mehr als 2000 Wörter und Namen für Cachaca geben, die sich in verschiedenen Kontexten auf die Spirituose beziehen. Abre-coração (Herzöffner), água-benta (Weihwasser), bafo-de-tigre (Tigeratem) und limpa-olho (Augenspülung) sind nur ein paar davon.

Cachaça ist kein Wasser!

Klingt einleuchtend! Dieser in Brasilien geflügelte Satz stammt aus einem der Nationalspirituose gewidmetem Lied, das vorzugsweise während des berühmten Karnevals im ganzen Land den Himmel beschallt. Es ist eine Liebeserklärung an den Zuckerrohrbrand. Herrlich brasilianisch überspitzt heißt es in einer Strophe, frei übersetzt:

Ich kann im Leben auf alles verzichten:
Reis, Bohnen und Brot.
Mir könnte die Butter ausgehen,
Auf die Liebe könnte ich verzichten
(Was mich sogar amüsieren würde),
Nur auf dich, auf dich könnte ich nicht verzichten,
Verdammte Cachaça!

 

Die richtige Cachaca Aussprache und weitere Fakten für Sprach-Nerds

Im Portugiesischen ist das Wort Cachaca weiblich; der Duden lässt im Deutschen sowohl das weibliche als auch das männliche grammatikalische Geschlecht zu, also der oder die Cachaça. Im Deutschen haben sich außerdem auch in der Schreibweise zwei unterschiedliche Varianten durchgesetzt: Schlicht Cachaca oder die brasilianische Original-Schreibweise, bei der das zweite c mit der so genannten Cedille geschmückt ist: Cachaça. Ausgesprochen wird das Wort übrigens [ka'ʃasɐ] oder vereinfacht gesagt: „kaschassa“. So viel für Hobby-Linguisten, doch nun zum Trinken und unserer Genussreise durch das Land des ausgelassenen Lächelns!

 

Bem-vindo ao Brasil! Caipirinha & andere Köstlichkeiten mit Cachaça

Hinter Klischees versteckt sich doch immer auch ein Fünkchen Wahrheit. Davon zeugt das Dreamteam Rio de Janeiro und Caipirinha – a never ending Lovestory. Sind Sie schon einmal über das Schwarz-Weiße Wellenmuster der Copacabana-Strandpromenade flaniert? Oder haben Sie sich ins nächtliche Getümmel des belebten Stadtteils Lapa gestürzt?

Dann werden Sie wissen, dass dort Caipi-Freuden hinter jeder Ecke lauern. Ist eine Brasilienreise gerade nicht drin, dann holen Sie sich zumindest einen Hauch davon in die eigenen vier Wände – mit einem gut zubereiteten Caipirinha. Das Rezept für Caipirinha finden Sie in diesem Artikel.

Darf's ein Schluck Hahnenschwanz sein?

In Deutschland weniger bekannt ist der Cocktail Rabo de Galo, der in ganz Brasilien freudig über den Tresen wandert. Wörtlich übersetzt bedeutet „Rabo de Galo“ Hahnenschwanz, was wiederum ein Wortspiel der wörtlichen Übersetzung von „Cocktail“ ist.

Für Liebhaber bitterer Geschmacksnoten ist der Drink genau das Richtige und das Rezept erinnert an Klassiker wie Sweet Martini oder Manhattan. Geben Sie für einen Rabo de Galo einfach zwei Teile Cachaça und einen Teil roten Wermut in ein mit Eiswürfeln gefülltes Tumbler-Glas.

Capeta – der Teufel verführt mit Cachaça

Reisen wir in den Norden des Landes. Dort dürfen sich Mutige auf eine Capeta freuen. Der Name dieses Drinks bedeutet übersetzt Teufel und vielleicht ist das als Warnung zu verstehen. Die Hauptrolle übernimmt im Capeta-Rezept neben Cachaça eine Pflanze namens Guaraná. Sie ist im brasilianischen Amazonasgebiet beheimatet und ihre koffeinhaltigen Samen verleihen genügend Energie, um sich heißen Samba-Rhythmen bis zum Morgengrauen hinzugeben. Das werden die Brasilianer zumindest nicht müde zu beteuern. Honig, Zimt und Kondensmilch verleihen als weitere Zutaten der – vielleicht etwas gewöhnungsbedürftigen – Capeta zartsüße Noten.

 

Cachaça-Genuss in der „Hauptstadt der Freude“

Salvador de Bahia ist nach Rio de Janeiro und São Paulo die drittgrößte Stadt des Landes und Hauptstadt des nordöstlichsten Bundesstaates, Bahia. Quirlig, bunt und temperamentvoll präsentiert sie sich dem Reisenden. Nicht umsonst trägt die Stadt den Beinamen „Capital de alegria“, Hauptstadt der Freude. Die koloniale Architektur und die afro-brasilianische Kulturszene erwecken die bewegte Vergangenheit der Region zum Leben.

Und der für Salvador de Bahia typischen Freude frönt man besten mit einem Cravinho, besonders authentisch in der gleichnamigen Bar im Stadtteil Pelourinho. Cravinho ist zwar auf keiner international anerkannten, offiziellen Cocktail-Listung zu finden und daher den meisten europäischen Bartendern unbekannt. Doch aus dem belebten Salvador ist die aromatische Mischung aus Cachaça, Nelken, Honig und Zitrone nicht mehr wegzudenken.

Heiße Cachaça für kalte Nächte

Vor allem im Süden Brasiliens, in den Bundesstaaten Mina Gerais und São Paulo genießt man die geliebte Cachaça gerne heiß. Das mag überraschend klingen, doch in den Wintermonaten sinkt das Thermometer auch dort mal auf 10 Grad, was für die Brasilianer genug Anreiz bietet, die Spirituose zusammen mit Ingwer, Orangen und anderen Leckereien zu erwärmen. Dieser heiße Cachaca-Drink heißt Quentão und hier finden Sie das Rezept.

Cachaça fruchtig & geschüttelt

Neben diesen Rezepten lassen sich die Brasilianer ihr Lieblingsgetränk Cahcaca auch gerne in einer Batida schmecken. Batida bedeutet übersetzt „geschlagen“ oder „geschüttelt“ und deutet bereits den kreativen Spielraum an, den der Drink dem (Hobby-)Barkeeper bietet.

Denn nach Lust und Laune können Sie Cachaça mit verschiedenen Fruchtsäften und auch pürierten Früchten mischen. Die bekannte Batida de Coco ist nur eine von unzähligen Variationen, die in Brasilien stets frisch mit Cachaca zubereitet und in Restaurants auch in großen Karaffen als Aperitif angeboten werden. Sogar der heute besonders berühmte Caipirinha Cocktail ist vom Prinzip und der Geschichte her eigentlich nur eine Variante der Batidida de Limão.

 

Ein Glas mit einem mit Schirmchen verzierten Capiriniha Cocktail am Strand Ein Glas mit einem mit Schirmchen verzierten Capiriniha Cocktail am Strand
Caipirinha am Strand

National Cachaca Day – auf das Zuckerrohr, zum Wohl!

Die Südamerikaner sind nicht zimperlich, wenn es darum geht, (National-)Stolz zur Schau zu tragen. Ebenso schnell werden immer wieder nationale Ehrentage aus dem Boden gestampft. Es muss daher eigentlich nicht extra erwähnt werden, dass auch der Cachaça ein eigener Tag gebührt. So feiert man die Zuckerrohrspirituose in ihrer Heimat jedes Jahr am „Dia Nacional da Cachaça“, dem nationalen Cachaca Tag, der am 13. September stattfindet.

Und Sie? Haben Sie nicht auch Lust bekommen, den spätsommerlichen 13. September in diesem Jahr mit brasilianischer Lebensfreude zu einem besonderen Tag werden zu lassen? Dann sollte eine gute Cachaça in der Hausbar auf keinen Fall fehlen. Entdecken Sie jetzt unsere Cachaca-Empfehlungen!

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Nur auf dich, auf dich könnte ich nicht verzichten,
Verdammte Cachaça!
Saúde!