Hendrick’s Flora Adora – the Actually Odd One

Flora Adora - das rosa Schaf in der Hendrick's-Dynastie

Wer hübsch gemachte Broschüren im Jugendstil schätzt, dem sind sicher schon die legendären Anhänger an den Flaschenhälsen von Hendrick’s Gin aufgefallen. In der mit reichlich Jugendstil-zeitgenössischen Schnauzbartträgern illustrierten Mini-Broschüre wird in charakteristisch-britischer Formulierkunst dargelegt, wie „odd“ doch so ein Hendrick’s Gin sei. Von Gurken und Rosen ist da die Rede.

Doch zum Glück ist das in Wirklichkeit ja gar nicht so, denken wir uns bei jedem Schluck, während wir uns darüber freuen, wie ausgewogen und durch und durch harmonisch Hendrick’s Gin schmeckt. Als einem von nur ganz wenigen Vertretern seiner Zunft gelingt es dem schottischen Gin, seinen feinen Geschmack in Kombination mit den verschiedensten Tonic Waters durchzusetzen. Leise, aber stets vernehmlich. Und unverkennbar.

Im weiteren Sinne gilt dies auch für die neueren Ableger des Klassikers. Für Orbium, Neptunia und Lunar mehr, für Midsummer Solstice vielleicht weniger. Deshalb fragen wir uns ja zu Recht, weshalb die Schotten so ein hervorragendes Produkt als „odd“ verkaufen, was doch in einer negativen Konnotation zum Anderssein steht, nämlich im Sinne von „sonderbar“ oder „wunderlich“

Überraschung: so schmeckt der neue Hendrick's Gin

Will Hendrick’s etwa dieses Missverhältnis aus der Welt schaffen, indem der Neuzugang für 2023 namens Flora Adora wirklich eigenartig schmeckt? Ein Gin, der anders als seine Stablemates nicht vorbehaltlos zu empfehlen ist, der sich nicht britisch-vornehm zurückhält, sondern lautstark vernehmen lässt „seht mich an und erkennt, wie schrullig wir Sprößlinge von Hendrick’s durchaus sein können!

Gewiss, der hervorragend eingebundene Alkohol und die ölige Konsistenz weisen den Neuling sofort als einen der hochwertigsten seiner Art aus, das ist unverkennbar ein echter Hendrick’s. Aber keiner für jeden Tag. Schon bei der ersten Annäherung mit der Nase wird dieselbe von einer Parfümwolke vernebelt, die stärker ist als alles, was man einatmet, während man hinter einer bestimmten Sorte älterer Damen hergeht.

Rosen sind darin enthalten, überhaupt wirkt der schwere Geruch puderig und rosa. Im Geschmack bestätigt sich der Eindruck aus der Nase, hier kommen jetzt noch seifige, waschmittelartige Noten hinzu. Dezent ist auch hier keiner der Eindrücke. 


Flora Adora + Tonic Water = teste deine Schmerzgrenze?

Mit Tonic gemischt nimmt uns Flora Adora zuletzt noch mit auf eine kleine Zeitreise. Wer weiß noch, wie die bunten, runden Kaugummis aus den Kaugummiautomaten schmecken? Probiert es aus, dann werdet ihr es wieder wissen. Dazu gesellt sich allerdings in der Nase ein himbeerartiger Geruch, der an den beinahe vergessen geglaubten Energydrink namens Flying Horse erinnert.

Ist das mein Ernst? Ja, und noch kein Hendrick’s hat mich derart erstaunt und das Team von mySpirits so polarisiert. Auch aufgrund seiner inneren Ambiguität als einem Gin bester Qualität, dem ich so ein Aromengeprotze einfach nicht zugetraut hätte. Als früher Vertreter des sogenannten New Western Dry Gins war Hendrick’s immer einer der artigsten, und das ist sicher auch sein Erfolgsgeheimnis. 

Aber wenn es doch schon so viele artige Hendrick’s Gins gibt, warum soll denn bitte nicht wenigstens ein Familienmitglied mal so richtig aus der Reihe tanzen? Probiert es selbst, das Rosa Schaf der Familie Hendrick’s, und redet mit!