Italien Tour - Dem Grappa auf der Spur

Grappa – das war mal das Modegetränk, das nach dem Besuch beim Italiener plötzlich zum Pflichtprogramm gehörte. Kaum jemand kannte sich damals mit seiner Herkunft oder gar den Besonderheiten der Lagerung aus. Das hat sich geändert: Der Tresterschnaps Grappa zählt heute zu den Klassikern feiner Spirituosen weltweit. Seine Heimat ist und bleibt Italien – und zwar im tiefen Sinne der Herkunft und Produktion.

 

Bella vita: Eine Genussreise ins Land der feinen Grappa-Destillerien

So dürfen nur Destillate, die aus den Schalen heimischer Weintrauben hergestellt wurden, als Grappa bezeichnet werden. Es handelt sich um eine gesetzlich geschützte Bezeichnung für Tresterbrände aus italienischen Trauben, die in Italien destilliert werden. Trester ist dabei die Bezeichnung für Rückstände der Weinmaische, nachdem der Wein gepresst wurde. Das Gesetz sowie strenge Qualitätskontrollen sehen vor, dass jeder Grappa für mindestens 6 Monate reifen muss, ehe er in den Handel kommt.

 

Venetien und Friaul: Ursprünge des Grappa

Schon früh kamen findige Brenner in Venetien und Friaul auf den Gedanken, aus ausgepressten Trauben und Kernen einen Schnaps herzustellen. Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird Grappa im Jahr 1451: Ein piemontesischer Notar vermachte seinen Nachfahren einen Keller samt Destillationsanlage, in dem sich eine große Menge an ‚grape' befand. Der Name stammt vom lateinischen ‚grapus' für Traube ab, daraus wurde dann im Norditalienischen das ‚grapo' und schließlich der Grappa.

Bis vor rund 100 Jahren galt Grappa noch als Schnaps für arme Leute. Die Winzer versuchten, sämtliche Produkte zu verwerten, die bei der Weinproduktion entstehen. So auch den Trester, ein Rest- und bis dahin einfach nur Abfallprodukt. Den Ruf als Getränk armer Bauern verlor die Spirituose erst, als sie nach technischer Optimierung des Destillationsprozesses in der Mitte des 20. Jahrhunderts die Aufmerksamkeit und Anerkennung von Gourmets erntete und sich auf der gesamten Welt rasant verbreitete.

 

Die wunderschönen Kupferkessel von Marzadro

grappa marzadro

Malerische Weinberge und das fruchtbare Trentino sind die Heimat der Familie Marzadro. Die berühmte Brennerei produziert in Brancolino di Nogaredo seit 1949 feine Grappas. Markenzeichen ihrer Destillationskunst sind die traditionellen Heizkessel aus Kupfer, die von erfahrenen Handwerksmeistern hergestellt werden. Das Produktsortiment ist groß und umfasst frische, junge Grappa ebenso wie den 18 Monate gereiften Le Diciotto Lune oder einen rund vier Jahre in Holzfässern gereiften Grappa Espressioni Aromatica.

 

Die Geschichte des Grappa geschrieben: Nonino

Wir reisen weiter. Nächste Etappe: Das gebirgige Friaul. Dort hat die Familie Noninoüber die Jahrhunderte Grappa-Geschichte geschrieben. Sie erkannten schon früh, dass der Tresterbrand zu Höherem berufen war und begannen, ihre Brenntechnik und die Fermentation zu optimieren. Einer ihrer ersten Brennkünstler war Orazio Nonino: Er legte 1887 den Grundstein für die heute so erfolgreiche Destillerie, die inzwischen seit vielen Jahren zu den internationalen Marktführern zählt und auch in Deutschland Nummer 1 im Premium-Segment der Grappahersteller ist.

Die Noninos haben viele Geschichten produziert im Lauf der Jahrhunderte. Geschichte schrieben sie jedoch erst, als Benito und seine Frau Giannola 1967 den ersten Jahrgangsgrappa produzierten. Im Dezember 1973 folgte ein weiteres Highlight: Sie destillierten den ersten sortenreinen Grappa mit dem unverfälschten Geschmack einer einzigen Traubensorte. Das Produkt aus dieser Rebsorte, dem Picolit, nannten sie Nonino Grappa Cru Monovitigno Picolit. Er wurde zum Klassiker und wenige Jahre später war die Qualität bereits so gut, dass der Grappa sein Image komplett veränderte und einen Boom auslöste: Weltweit stiegen Nachfrage und auch Preise rasant.

1984 folgte ein weiterer Meilenstein: Nonino destilliert die ganze Traube, nicht nur den Trester. Das neue Produkt nennen sie Ùe® und um die besten Trauben dafür zur Verfügung zu haben, betreiben sie einen eigenen Weinberg. Dort gedeihen alte Rebsorten aus dem Friaul, deren Überleben sonst nicht möglich gewesen wäre.

Heute besteht Nonino aus fünf traditionellen Destillen, jede davon mit 12 Dampfbrennkolben aus Kupfer: für jedes Familienmitglied plus eine für jedes Enkelkind. Ein Zeichen der Kontinuität ihrer über Generationen vererbten Destillationskunst. Ebenso lagern in den Kellern fast 2.000 Fässer aus verschiedenen Hölzern für verschiedenste Lagerungszwecke. Kein Wunder, dass einzelne Flaschen aus dieser Destillerie bei Auktionen oft fünfstellige Preise erzielen.

 

Feinste Grappas aus Nebbiolo-Trauben: Berta

Wir reisen weiter in den Nordwesten Italiens und treffen dort die sympathische Familie Berta. Die vielfach prämierte Grappa-Brennerei ist fest verwurzelt im Piemont, wo sich auch das firmeneigene Weingut mit den berühmten Nebbiolo-Trauben befindet. Hier brannte der studierte Winzer Paolo Berta 1947 seinen ersten Grappa. Seine Söhne legten 2002 den Grundstein für den modernen Ausbau der Brennerei und zogen mit Destillerie samt Lagerung mitten in die Weinberge bei Casalotto di Mombaruzzo.

 

Grappa mit langer Tradition: Poli

Beflügelt von so viel Unternehmergeist ziehen wir weiter ins schöne Schiavon, nahe der Stadt Bassano del Grappa in Venetien. Dort befindet sich die traditionelle Destillerie Poli. „Es ist einfach, einen guten Grappa zu destillieren: Es genügen frischer Trester und 100 Jahre Erfahrung.“ Der Leitspruch der Venetier klingt erfrischend unkompliziert – und zeigt gleichsam den puristischen Anspruch, den diese Brennerei bis heute verfolgt. Mit der Cleopatra-Linie hebt Poli die besonders kostbaren Grappas hervor: Sie werden in einem speziellen Destillierapparat namens Crysopea gebrannt wie zum Beispiel Poli Grappa Cleopatra Moscato Oro.

Unsere Reise ist zu Ende; dabei gäbe es noch so viel zu entdecken wie den traditionsreichen Familienbetrieb Marcati aus Verona oder Nardini, die älteste Grappa-Destillerie des Landes. Wir sagen arrivederci und bis bald, schönes Grappa-Land.

 

Dieser Text erschien erstmals in unserem Genussmagazin „Zum Wohl!“ in der Sommerausgabe 2017

 

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