Weltfrauentag: Frauen in der Spirituosenbranche

Die Spirituosen-Branche leidet – wie viele andere – unter dem Vorurteil, dass dieses Metier nichts für Frauen ist. Gerade an wichtigen Positionen sucht man sie daher oft vergeblich und so darf sich der Brennereisektor leider zu einer der „männerdominierten“ Bereiche zählen. Geht man aber auf die Suche, findet man die weiblichen Master Blenders und Destillateurinnen immer häufiger. Die folgenden Beispiele zeigen, dass Geschlecht kein Eignungskriterium für bestimmte Berufe ist, denn egal ob Whisky, Gin oder Genever – diese Frauen verstehen ihr Handwerk.

 

Rachel Barrie – weltweit erste Frau als Master Blender

Häufig heißt es auch heute noch, Whisky sei nur für (echte) Männer – was auch immer darunter zu verstehen ist. Dass diese veralteten Rollenbilder endlich begraben werden müssen, zeigt Rachel Barrie, die sich als erste Frau an die wichtigste Position in einer Whisky-Brennerei gewagt hat: Sie war schon Master Blender bei Glenmorangie und Morrison Bowmore Distillers, bevor sie 2017 zu Benriach wechselte. Seit über 20 Jahren arbeitet sie so mit der Spirituose und beweist damit nicht nur, dass das weibliche Geschlecht ebenso fähig ist, den besonderen Geschmack aus den Whiskys führender Marken zu kitzeln, sondern auch ihren Mut, neue Wege zu gehen. Ihrer begann bereits mit sieben Jahren – als sie zur Linderung ihrer Ohrenschmerzen von ihrer Großmutter eine Mischung aus einem Fingerhut Whisky, Zitrone und Honig serviert bekam.

Indem sie, wie sie selbst in einem Interview sagt, den „Status quo“ in Frage stellt, bewahrt Rachel Berrie Whisky-Tradition, ohne den Wind für Neues zu verlieren. Während ihrer Reise durch die „kleinen Rätsel“ des Whiskys hat ihre feine Nase inzwischen rund 100 000 Destillate erschnüffelt und so darf sich Rachel Barrie wohl zu den erfahrensten Whiskykennerinnen zählen, die es aktuell gibt.

Sie ist bei Weitem nicht die einzige. Mehr über Frauen in der Whisky-Branche hier nachlesen.

 

Myriam Hendrickx – Master Distiller von Rutte

Ohne sie würde beim niederländischen Traditionsunternehmen Rutte nichts funktionieren. Myriam Hendrickx ist seit 2003 Master Distiller des Unternehmens und kümmert sich als solches um Gin und Genever, die schon seit 1872 produziert werden. Die gelernte Lebensmittel-Ingenieurin ist damit für die Rezepturen verantwortlich und alle Produkte liegen in ihren Händen. Sie verfeinert alte Destillate wie die traditionsreichen Rutte Genevers und tüftelt ständig an neuen, ohne jemals ihre Leidenschaft und den Ideenreichtum zu verlieren.

Rutte Gin

Dabei ist sie der Tradition Ruttes tief verbunden und achtet bei der Überarbeitung alter Rezepte stets darauf, die ganz besondere Persönlichkeit und Geschichte des Unternehmens zu erhalten. Diese drückt zum Beispiel in charakteristischen Botanicals wie Sellerie aus, der den Gins einen besonders würzigen Charakter verleiht und sie zum idealen Begleiter eines Gin Tonics oder eines Basil Smashs macht.


 

Dee Davis – britisch-japanische Kreativität

Dee Davis war 16 Jahre alt, als sie nach Japan reiste und ihre Liebe zu diesem Land entdeckte. Nachdem sie 18 wurde kam eine neue Leidenschaft hinzu – die für Gin. Die Barkeeperin verband diese beiden Vorlieben zu einer herausragenden Idee, mit der sie den von Diageo ausgerichteten Wettbewerb „Show Your Spirit" 2013 gewann. Die Idee handelte von einem britischen Gin mit japanischen Zutaten, den sie in der Folge mit Diageo zur Marktreife entwickeln durfte.

Jinzu Gin

Als Basisalkohol wird japanischer Sake verwendet und als Botanicals kommen neben dem obligatorischen Wacholder vor allem Kirschblüten und die asiatische Zitrusfrucht Yuzu zum Einsatz. Heraus kommt der einzigartige Jinzu Gin mit blumigem und sanftem Facettenreichtum, der sich fruchtig weich auf die Zunge legt und pur ebenso wie als Gin & Tonic unbedingt einmal probiert werden sollte.

 

Lesley Gracie – die außergewöhnliche Frau hinter einem außergewöhnlichen Gin

Ganze neun Monate dauerte es, bis Lesley Gracie und ihr Kollege das endgültige Rezept aus zahlreichen Versuchen und Änderungen herausdestilliert hatten. Als alles passte, war ein Gin geboren, der in den nächsten Jahrzehnten den Gin-Genuss nachhaltig verändern würde. Vorher wäre schließlich niemand auf die Idee gekommen, einen Gin & Tonic mit Gurkenscheiben zu garnieren. Die Rede ist natürlich von Hendrick's Gin.

Hendrick's Gin  

Neben den Gurken spielen auch hier Blüten eine besondere Rolle. Es werden nämlich unter anderem Rosenblüten und Gurken bei der Herstellung verwendet, die den charakteristischen, weichen Geschmack von Hendrick's Gin erzeugen. Doch nicht nur mit Tonic Water und Gurkenscheiben kommt der Gin besonders gut zur Geltung. Lesley Gracie, die von Haus aus Chemikerin ist, trinkt ihren Gin am liebsten mit Holunderblüten-Sirup und einem Schuss Sodawasser.

Die Gin-Pionierin, die als Master Distiller bis heute für die Qualitätskontrolle bei Hendrick's verantwortlich zeichnet, hatte sich übrigens lange dagegen geweigert, Sondereditionen oder Spezialvarianten des bereits schnell zum Klassiker avancierten Gurken-Gins zu entwickeln. Zu unserer großen Freude änderte Lesley Gracie wohl diese Haltung mit der Zeit, wie die heutige Produktpalette zeigt:

Lorena Vasquez – von Kindesbeinen an eine feine Nase

Weltweit gibt es nur drei weibliche Master Blender für Rum – Lorena Vasquez ist eine davon. Als solche ist sie für das erfolgreiche Unternehmen Ron Zacapa tätig und trägt die Verantwortung für die stetige Qualität der feinen Tropfen. Der Ursprung ihrer Liebe zu Gerüchen und Aromen liegt bereits in ihrer Kindheit – denn ihre Familie in Nicaragua gehörte zu den landesweit größten Produzenten für Zitrusfrüchte. Nachdem sie später mit Mann und Kind nach Guatemala gezogen war, studierte sie pharmazeutische Chemie – ein weiterer Schritt hin zu ihrer heutigen Tätigkeit.

Ron Zacapa Rum  

Trotz ihrer eigentlichen Ablehnung arbeitete Lorena Vasquez zuerst in einer guatemaltekischen Bierbrauerei, bevor die zu diesem Zeitpunkt 28-Jährige endlich zu Ron Zacapa kam und sich ihr dort die Welt der Zuckerrohrspirituose mit all ihrer Aromenvielfalt eröffnete. Anfangs war es für sie, wie sie in einem Interview erzählt, nicht leicht, sich in dieser männerdominierten Branche zu behaupten.

Trotzdem blieb sie selbstbewusst und konnte sich schließlich mit ihrem Können durchsetzen. Inzwischen fördert Ron Zacapa weibliche Mitarbeiterinnen aktiv, beispielsweise in Form eines Projektes, das indigene Frauen für die Herstellung der für das Produktportfolio so typischen, traditionellen, Palmenbänder beschäftigt, die nach der Abfüllung um jede einzelne Flasche gelegt werden.

 

Carole Quinton – Cointreaus Master Distiller oder "die Nase"

Seit Anfang 2016 hält Carole Quinton als Master Distiller ihr wachsames Auge über alles, was das Herz der traditionsreichen Spirituose Cointreau ausmacht. Damit übernimmt sie dieses 1875 kreierte Erbe des klassischen Triple Sec in der sechsten Generation und darf sich inzwischen offiziell „die Nase von Cointreau“ nennen.

Cointreau  

Nach Quintons Abschluss an der School of Agricultural Studies begann sie am James-Hutton-Institut in Großbritannien die Ausbildung zum Pflanzenartenselektor, bevor sie sich vollständig auf Forschung und Entwicklung rund um Spirituosen fokussierte. 2016 trat sie schließlich die Nachfolge von Bernadette Langlais an, die zuvor 30 Jahre lang als Master Distiller des Unternehmens tätig war. Das Hauptziel Quintons ist es nach eigener Aussage, „den ursprünglichen Geschmack des Cointreau-Likörs zu verewigen“, der einst von Édouard Cointreau in die viereckige Flasche gebracht wurde.

 

Mehr als nur Likörchen – Spirituosen von und für Frauen entdecken: