Wissen über Alkohol – die Fakten hinter den Prozenten

Spirituosen, Wein, Bier – diese und andere Getränke enthalten Alkohol in verschiedenen hohen Anteilen. Dabei denkt der Verbraucher nur selten darüber nach, was Alkohol genau ist und welche Eigenschaften er besitzt. Was wir gemeinhin unter dem Begriff verstehen, ist ein Wort der Umgangssprache. Die Fachbezeichnung für den Alkohol in Getränken lautet Ethanol oder Ethylalkohol. Andere geläufige Namen sind Äthanol, Äthylalkohol, Weingeist, Spiritus oder Brennsprit. Wissenschaftlich gesehen, bilden Alkohole eine Gruppe verschiedener chemischer Verbindungen, von denen die meisten für den Menschen hochgiftig sind.

 

Wie entsteht Alkohol?

Auf natürlichem Wege entsteht Ethanol, wenn zuckerhaltige Früchte wie Obst, Getreide oder Zuckerrohr reifen bzw. anfangen zu gären. Dieses Phänomen ist dem Menschen seit mehreren Tausend Jahren bekannt. Schriftliche Hinweise auf die Herstellung von alkoholhaltigen Getränken gibt es bereits auf Keilschrifttafeln aus Mesopotamien sowie Schriftrollen aus dem alten Ägypten. Die Produktion von Bier begann nach heutigen Kenntnissen vor ca. 9.000 Jahren, die von Wein wahrscheinlich vor rund 8.000 Jahren.

Die erste Destillation gelang in Arabien um 700 n. Chr. Ethanol siedet bereits bei 78,3° C, Wasser dagegen erst bei 100°C. Dadurch verdampft er schneller und verflüssigt sich anschließend auch wieder früher. Mit der Methode der Destillation wurde es möglich, Getränke mit einem hohen Alkoholgehalt herzustellen bzw. das Endprodukt Ethanol für medizinische Zwecke zu nutzen. Im 12. Jahrhundert gelangte das Wissen um die Alkoholdestillation dann nach Europa und verbreitete sich schnell über den ganzen Kontinent.

Eigenschaften von Alkohol

Alkohol ohne Zusätze ist in Raumtemperaturumgebung farblos, leicht entzündlich, hat einen stark brennenden Geschmack und einen charakteristischen, süßlich-würzgen Geruch. Der Gefrierpunkt von reinem Alkohol liegt bei etwa -115° C. Bei Spirituosen wie Wodka liegt der Gefrierpunkt durch den geringeren Anteil an Ethanol natürlich niedriger. Trotzdem reichen die üblichen Temperaturen in Tiefkühltruhen und Gefrierfächern nicht aus, um beispielsweise Wodka zu Eis werden zu lassen. Mit einer Dichte von 0,79 g/cm³ ist Ethanol leichter als Wasser. Der Flammpunkt von Alkohol liegt bei 12° C, die Zündtemperatur bei 425° C. Für die Brennbarkeit sind aber noch andere Faktoren wie der Anteil an Volumenprozenten oder der Zuckergehalt entscheidend. Eine Spirituose aus dem Kühlschrank brennt ab etwa 60 %, bei Zimmertemperatur ab ca. 50 %, mit hohem Zuckergehalt ab etwa 30 % Vol.


Einsatzzwecke von Ethanol

Neben Getränken ist Alkohol in vielen anderen Produkten des täglichen Lebens enthalten. Dazu gehören Parfüms, Deodorants, Duftsprays, Reinigungsmittel im Haushalt und Frostschutzpräparate. Auch als Lösungsmittel für Medikamente und Desinfektionsmittel sowie als Brennstoff und Lösungsmittel in der Industrie ist Ethanol aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Die häufigste Verwendung findet Alkohol allerdings in Getränken wie Bier, Wein und der nahezu unüberschaubaren Vielfalt von hochprozentigen Spirituosen.

Schnäpse und Spirituosen

Schnäpse lassen sich in wenige Gruppen einteilen, wenn man für die Klassifizierung das Grundprodukt zum Maßstab nimmt:

  • Wein (Cognac, Armagnac, Weinbrand, Pisco u.a.)
  • Nebenprodukte aus der Weinherstellung (Grappa, Trester, Treber, Marc de Champagne u.a.)
  • Obstschnaps: Hier wird zwischen Obstbrand - Calvados, Kirschwasser, Eau de vie etc. - und Obstgeist unterschieden. Für Obstgeist werden Früchte verwendet, die nicht genug Zucker für eine Vergärung enthalten, aber sehr viel Aroma hergeben. Die Früchte werden zuerst in neutralem Alkohol mazeriert (eingeweicht) und das Gemisch anschließend destilliert)
  • Getreide (Korn, Whisky/Whiskey, Wodka, Reisschnaps, Hirseschnaps etc.)
  • Wurzeln und Knollen (Enzian, Topinambur, Bärwurz, Wodka aus Kartoffeln u.a.)
  • Zuckerrohr (Rum, Cachaça)
  • Palmwein (Arrak)
  • Agave (Mezcal bzw. Tequila)
  • Wacholder (Gin, Steinhäger, Genever u.a.)
  • Anis, Fenchel und geschmacksähnliche Kräuter (Raki, Pastis, Ouzo, Sambuca, Arak, Absinth)
  • Kümmel (Aquavit, Köm)

 

Liköre

Likör ist der Sammelbegriff für Spirituosen, die ein Minimum von 100 g Zucker/Liter aufweisen und unter Verwendung aromatischer Zutaten produziert werden. Der Mindestalkoholgehalt ist in der EU auf 15 % festgeschrieben, kann aber auch deutlich höher sein. Für die Aromatisierung stehen viele Möglichkeiten zur Verfügung. Zugesetzt werden u.a. Wein, Obst, Fruchtsäfte, Milch oder Sahne, Kräuter oder – bei Likören im Niedrigpreissegment – auch synthetische Aromen.

Liköre können in der EU auf Grund ihrer überregionalen und historischen Bedeutung sowie der geografischen Herkunft besonders geschützt sein. Für Sambuca, den bekannten italienischen Anislikör, sind beispielsweise ein Alkoholgehalt von 38 % und 350 g Zucker/Liter vorgeschrieben. Weitere bekannte Likörsorten sind Eierlikör, Amaretto, Grand Marnier, Galliano, Creme de Cassis u.v.m.

Einige Zahlen und Fakten

Der Verbrauch an Spirituosen pro Einwohner in Deutschland lag im Jahr 2010 bei rund 5,4 Litern, das entspricht einem Volumen von 1,8 Litern an reinem Alkohol. Der Bierkonsum lag im gleichen Jahr bei 107 Litern (= 5,2 l Alkohol), der Weinverbrauch bei 20,5 Litern (= 2,3 l), der Schaumweinkonsum bei 3,9 Litern (= 0,4 l). Die fünf größten Hersteller von Spirituosen weltweit produzieren jedes Jahr 2,6 Milliarden Liter alkoholische Getränke mit einem Umsatzvolumen von 34,4 Milliarden Euro.