Unterschätzte Obstschnäpse: Diese 5 Geheimtipps sollten Sie probiert haben

Entdecken Sie die besten Geheimtipps aus der Welt der edlen Spirituosen - heute 5 unterschätzte Obstschnäpse aus heimischen Brennereien, die man als Genießer probiert haben sollte.

5 Geheimtipps: Obstschnaps von regionalen Brennereien

Es ist ja schon so eine Sache mit dem Schnaps. Die großen Namen kennt jeder und darum hört und liest man ständig von ihnen. Daneben aber existiert eine ganze Reihe an versteckten Perlen, großartige Obstschnäpse, deren Hauptunterschied zu den Platzhirschen oft bloß im eingesetzten Marketingbudget liegt. Womit wir schon mitten im Thema wären: Unterschätzte Obstschnäpse als Geheimtipps für Kenner und Liebhaber feiner Spirituosen. Fangen wir im schönen Vorarlberg an, dem westlichsten Bundesland Österreichs und Heimat vieler kleiner und großer Brennereien. Aus der Gegend zwischen Bodensee und Bregenzerwald kommt mein erster Geheimtipp und heimlicher Favorit.

1. Unterschätzt: Alter Bodensee-Apfel, Feinbrennerei Prinz

Sie sind die Verkaufsschlager bei mySpirits: Die Alten Sorten von Prinz, allen voran die Alte Marille und die Alte Williamsbirne. Dafür gibt es gute Gründe, schließlich gibt es nur wenige holzfassgelagerte Obstschnäpse, die zugleich so fruchtig und so mild schmecken. Aber kennen Sie schon meinen persönlichen Geheimtipp, den Alten Bodensee-Apfel?

Prinz Alter Bodensee-Apfel

Als ich den Alten Bodensee-Apfel von Prinz zum ersten Mal probiert habe, kannte ich bereits alle anderen Alten Sorten und habe mir, ehrlich gesagt, nichts weltbewegend Neues erwartet. Damit stehe ich wahrscheinlich nicht alleine da – irgendwie wird er gerne übersehen, der Alte Apfel. Warum? Ich bin mir nicht sicher. An der Qualität kann es nicht liegen, die ist nämlich ausgezeichnet. Das beginnt schon beim verwendeten Rohstoff: Die Äpfel kommen direkt aus den Anbaugebieten rund um den Bodensee, besser geht es kaum. Gebrannt wird schonend bei niedrigen Temperaturen, das Destillat schmeckt unglaublich frisch und fruchtig und im Fass gewinnt der Alte Bodensee-Apfel meiner Meinung nach verhältnismäßig mehr dazu, als andere Schnäpse. Die Essenz des Apfels verträgt sich hervorragend mit den Vanille- und Schokoladennoten der Eichenholzfässer und sorgt in der Flasche für ein komplett neues Geschmackserlebnis, dass – für mich – weit über den eines klaren Apfelbrands hinausgeht.

Tatsächlich muss ich angesichts unserer Marille- und Willi-Fans gestehen, dass sich der Apfelschnaps aus dem Holzfass still und heimlich zu meinem persönlichen Favoriten unter den Alten Sorten entwickelt hat. Mir gefällt die Balance aus Süße und Frucht hier am besten, gleichzeitig bleibt der Tropfen trotz 41 % unverschämt trinkbar. Wenn Sie nur einen Schnaps aus dieser Liste ausprobieren, sollte es dieser sein.

Kleiner Tipp für Unentschlossene: Einfach bei der nächsten Bestellung unter "Anmerkungen" schreiben, dass Sie gerne ein Miniaturfläschchen Alten Bodensee-Apfel gratis dazu hätten. Viel Spaß beim Verkosten!

 

Hämmerle Herzstück Mispelbrand

2. Ungewöhnlich: Herzstück Mispel-Edelbrand, Privatbrennerei Gebhard Hämmerle

Haben Sie so ganz spontan ein Bild vor Augen, wenn Sie das Wort "Mispel" hören? Bei mir war das lange nicht der Fall. Und wenn diese Flasche nicht geöffnet in der Probierecke unseres Ladens stehen würde, wäre ich wahrscheinlich gar nie auf die Idee gekommen, einmal selbst Mispelbrand zu probieren. Dazu trägt schon der auf den ersten Blick für Obstbrände doch recht stolze Preis von über 130 Euro für den halben Liter bei - eine bedeutende Hürde für den Forscherdrang! Aber: Was man nicht kennt, das kann man auch nicht verkaufen, also ran an den guten Tropfen und aus dem Staunen kaum noch rausgekommen. Aha, das ist also Mispel. Riecht wie Rosenblätter, schmeckt wie Marzipan und legt einen endlos warmen Abgang hin. Wow. Da hat die kleine Privatbrennerei Gebhard Hämmerle aus Vorarlberg einen vollkommen kompromisslosen Obstbrand vorgelegt, der in Sachen Qualität sehr entspannt auf das weite Feld der Mitbewerber blicken kann. Preisbedingt sicher kein Schnaps zum schnellen Kippen nach der Currywurst, aber so unverschämt lecker, dass er früher oder später seinen Weg in die Sammlungen der Edelbrand-Liebhaber finden sollte. Ach was "sollte": muss!

 

Prinz Zirbenschnaps

3. Unangepasst: Zirbenschnaps, u.a. Feinbrennerei Prinz

Zirben sind schwierig. Schwierig zu sammeln, denn sie wachsen ausschließlich im Hochgebirge. Schwierig zu verarbeiten, denn die kleinen Zapfen lassen sich nicht einfach so destillieren - und das Wissen um die traditionelle Herstellung ist nur noch bei wenigen Brennereien vorhanden. Schwierig auch, weil die Zirbe sich nicht an den Zeitgeist anpasst. In vielerlei Hinsicht scheint sie fast ein Relikt vergangener Zeiten: Sie schmeckt nicht gefällig süß, sondern fordert unsere Sinne heraus. Sie kommt uns geschmacklich nicht entgegen, sondern verlangt Aufmerksamkeit und ehrliches Interesse. Aber wer den ersten Schritt getan tut und der Zirbe eine faire Chance gibt, wird reich belohnt, denn kaum ein anderer traditioneller Schnaps feuert ein solches Aromenspektakel ab, wie Zirbenschnaps. Tatsächlich ist es die Zirbe, die unter den heimischen Spirituosenklassikern am ehesten vom allgegenwärtigen Gin-Boom profitieren sollte, denn was Wacholder kann, kann sie auch - ohne die Hilfe zusätzlicher Botanicals. Wer hip und heimisch auf unkonventionelle Weise kombinieren will, probiere einmal 5 cl. Prinz Zirbenschnaps (40 % Vol.) mit kräftigem Tonic (z.B. Schweppes) und voilá, fertig ist der Zirb 'n' Tonic, der sich hinter keinem Gin-Kollegen verstecken muss.

 

Löwen: Hochtannberger Obstbrand

4. Unverfälscht: Hochtannberger Obstbrand, Bergbrennerei Löwen

Hier kommen Brennerei und Obst aus der selben Gegend: Die vorarlberger Alpen zwischen Bregenzerwald und Hochtannberg sind die Heimat eines schnörkellosen Obstbrandes, der vollkommen unverfälscht, klar und rein vom Baum bis zur Brennblase nur alpine Bergluft geatmet hat. Gerade in Zeiten der industriellen Massenproduktion, die auch vor Spirituosen nicht halt macht, bekommt ein solcher in kleinen Chargen handwerklich produzierter Obstbrand wieder einen ganz besonderen Charme. Dabei darf man sich vom rustikalen Äußeren der kantigen Flasche mit dem simplen Ettikett nicht all zu sehr täuschen lassen: Bei der Bergbrennerei Löwen steckt viel Know How hinter der Schnapsbrennerei, moderne Brenntechnik wurde liebevoll und mit viel Respekt vor der eigenen Tradition in die vorhandenen Räumlichkeiten integriert. Denn auch der verwendete Rohstoff verdient respektvolle Behandlung und im Falle edler Brände bedeutet das, die aromatischen Birnen und Äpfel der Region so schonend wie möglich zu destillieren, um ein Maximum ihres sortentypischen Geschmacks zu erhalten. Für mich ist ein Obstler wie dieser immer auch ein Plädoyer für regionale Eigentümlichkeiten, die man aus einem Produkt ruhig auch herausschmecken darf.

 

Dolomiti: Vogelbeer-Edelbrand

5. Unaufgeregt: Vogelbeer-Edelbrand, Dolomiti Alpenfeinkost

In eine ähnliche Kerbe schlägt auch der letzte Eintrag in dieser Liste der unterschätzten Schnäpse, nämlich der Vogelbeer Edelbrand - hier am Beispiel eines besonders unaufgeregten Vertreters. Dolomiti ist - auch dies eine Parallele zu Löwen - eine jener Brennereien, die sich voll und ganz auf die Schnapsproduktion konzentrieren und die große Welt des Marketings anderen überlässt. Deshalb findet man ihre feinen Schnäpse nicht überall, was schade ist - denn qualitativ müssen sich feine Tropfen wie der Vogelbeer-Edelbrand sicher nicht vor der bekannteren Konkurrenz aus Deutschland und Österreich verstecken. Warum dieser Schnaps unterschätzt ist? Weil die Vogelbeere für Brenner eine gewaltige Herausforderung darstellt. Die kleinen roten Beeren werden aufwändig von Hand gepflückt, sorgfältig gereinigt und dann eingemaischt, wobei das Verhältnis von Maische zu fertigem Edelbrand bei mageren 50 zu 1 liegt. Man benötigt also Unmengen an Beeren, um auch nur eine kleine Flasche Edelbrand zu füllen. Und trotzdem präsentiert sich der Dolomiti Vogelbeer-Edelbrand in der schmalen Flasche ganz unaufgeregt zum einsteigerfreundlichen Preis. Als wäre ein rarer Brand zum kleinen Preis das normalste auf der Welt.

Hier gibt's die Schnaps-Geheimtipps zu Top-Preisen:

1. Prinz: Alter Bodensee-Apfel / 41 % Vol. / 1 Liter

2. Hämmerle: Herzstück Mispel-Edelbrand / 42 % Vol. / 0,5 Liter

3. Prinz: Zirbenschnaps / 40 % Vol. / 1 Liter

4. Löwen: Hochtannberger Obstbrand / 42 % Vol. / 0,5 Liter - dazu passt das urige Stamperl von Löwen

5. Dolomiti: Vogelbeer Edelbrand / 40 % Vol. / 0,5 Liter